top of page

ERÖFFNUNGSREDE VON DESIREE LUNE ZU „FUMES AND PERFUMES 4.0“ (14.7.17)

Ich kann mich noch gut erinnern…. An einen Quicky in einem Parkhaus in der obersten Etage. Hinter einem Auto, aber dennoch etwas sichtbar. Schnell musste es gehen und im Stehen….nur ein Kick für den Augenblick. Guter Sex geht anders.

Aber jetzt sind die Fantasien geweckt. Ein spannender Ort- das Parkhaus. Grau, kalter Stein, stinkende Autos, Dämmerlicht und in Krimis oft Gefahrenzone für die Opfer. Im besten Falle lösen Angst und Panik sexuelle Erregung aus. Dazu kommen künstlerisch hochwertige Plakate, die man intellektuell verstehen oder für den Akt der Liebe als visuellen Stimulator benutzen kann.

Was mir bei allen Künstlern sofort aufgefallen ist, dass die alle im Photoshop waren. Da gibt’s nämlich große Busen, glatte Haut, Problemzonenentferner mit nur einem Klick, ….

Wie bei mir damals, nur anders, sind viele auch nackt. Wenn man so ne top Photoshop-Figur hat wie die Models auf den Bildern, ist das ja auch logisch.

Verziert mit Tieren, Kritzeleien, Kostümen, Gegenständen, ergeben die Fotografien hochmoderne Gemälde. Hochtechnisch. Hochintelligent. Hochunemotional. Aber Photoshop verkauft auch Tränen, die kann man dann ankleben wie bei Frank und Steffs Politikerkindern- und dann sieht das auch nach was aus. Also nach echten Menschen. Wahnsinn, was man aus Menschen alles machen kann: Echte Menschen. Dank Photoshop.

Peter Franck bastelt einen Swimmingpool um den Kassenautomat. „Achtung, der Finanzhai kommt.“ Oder: „Lass uns mal so richtig im Geld schwimmen“… oder wie Peter nüchtern sagte: „Ich hab da einfach versucht ein Schwimmbecken im Parkhaus…“ Ja, Peter, das hast du gut gemacht!

Julia Wenz macht tiefenentspannt illegale Skulpur- Skulpturen. Im öffentlichen Raum irgendwo im Ausland verkleidet sie wertvolle Skulpturen und macht sich wohl lustig über Kunst- wirft eine weiße Decke drüber, kichert ein bisschen und macht ein Foto davon. Schnell weglaufen und das Bild im Züblin-Parkhaus großformatig plakatieren. Einfach nur frech Julia!

Frank und Steff- was sind die eigentlich? Ein Liebespaar? Haben die so´n Fetisch zusammen? Komische Leute kreieren? Weiße Afrohaare, knochendünne Weiber und Photoshopbusen, Trump- und Hitlerkinder…. Das ist mir alles zu sozialkritisch, zu politisch…. also die Brüste! Da halt ich mich eher zurück.

Monica Menez : die moderne Form von Master & Servant? Endlich mal ohne Männer. Unterdrückt wird immer noch die Frau- und das gefällt ihr ja meist auch. Aber jetzt sind wir mal soweit, dass der Sklaventreiber eine Frau ist. Jetzt können wir emanzipiert sein ohne uns über Männer aufzuregen. Denn sie sind gar nicht mehr dabei. Monica Menez hat es verstanden.: Spielen ist gut, aber Mädchen können das einfach schöner. Dank Make-up Artist, Haarstylist …und Photoshop!

Yves Noir lässt die Puppen tanzen. Yeah, wir haben unglaublich Spaß, denn wir sind nackt und tanzen, wir schwingen das Haar, ja, ja…. „Wir, machen aus Stunden ein Jahr, und Mondschein aus unserem Haar….Wir fliegen so weit wie noch nie…..“ Gekonnt, mit professioneller Fotografentechnik, das Spiel mit Licht und Schatten. Ich hab keine Ahnung wie sowas geht.

Noch ein Franzose: Ja sie verstehen die Frauen…. nein, sie fotografieren die Frauen…, sie fotografieren die schönsten Frauen. Christophe Pok. Da möchte man Model sein. Da möchte man mit dem Model. Da möchte man mit dem Fotografen. Es passt ja auch gut mit dem schwarz/ grau… im Parkhaus… in der obersten Etage…im Stehen….

Evelyn Bencicova: Nackte menschliche Dummys, mit Nacktkatzen, menschliche Regalfüller, kahl und dünn, leblos, weiß, Menschenhaufen in Form gebracht- in sauberen, schicken Räumen. Wir müssen mal reden, Evelyn!

Flora Borsi: Erlaubt endlich mal jemand auf Bildern rumzukritzeln. Es sieht sogar schön aus. Berührend, mit viel Ausdruck empfinde ich ihre Bilder. Die reinste Poesie! Ich bin Fan!

Thibault Delhom: Ja, das ist ein sehr ernstzunehmender Künstler. Da wird nicht gelacht. Gesichter werden versteckt unter Photoshop-Masken, mit Fäden. Und man muss sich wohl damit auseinandersetzen. Sorry, Thibault, aber wir wollen uns gleich alle so dermaßen besaufen… Und die Stars auf der Musikbühne anhimmeln, vielleicht gibt’s was zu tanzen. Und wir wollen Jenny sehen! Sie lebt mit ihrer künstlichen Haut! Wie eine Spinne webt sie Netze, Skulpturen und alles leuchtet. Heute will sie sich verwickelichen, einhäuten, aushäuten… und wir sind dabei!

Zum Schluss möchte ich euch noch auf das exklusive Schaufenster von Peter Franck und Julia Wenz aufmerksam machen:

Sie haben alle Spielsachen von zu Hause mitgebracht, nur um sie hier in einer Leuchtvitrine zu präsentieren. Federboas, Müllbeutel, Kanister mit giftigen Neonsäuren, Fotos, die nie verkauft wurden…

Eine Installation der parkhausmodernen Subkunst, für Jedermann, für Niemanden, für uns alle! Wir träumen doch alle von Schaufenstern, die einfach keinen Sinn ergeben.Nichts kann gekauft werden, nichts will verkauft werden. Einfach nur sein. Einfach nur glotzen. Einfach bunt. Einfach Parkhausromantik.

 

Genießt den Abend.

Desiree Lune

Zurück

bottom of page